Wahrnehmen – Wahrnehmung – diese Wörter lesen Sie in Texten über die Feldenkrais-Methode und glauben, Sie wüssten was gemeint ist.
Da erinnere ich mich an den Satz: Ich glaube was ich sehe, und ich sehe was ich glaube. (Keine Ahnung woher der Satz ist.)
Wir sind in unserer Kultur sehr mit dem Wahrnehmen der äußeren Welt beschäftigt. Wir sehen, was um uns herum passiert. Wir hören es. Wir können es anfassen – begreifen. Wir riechen. Wir schmecken.
Was in uns vorgeht und wie wir uns bewegen, nehmen wir in Einzelheiten weniger wahr und es fällt uns auch schwerer darüber zu sprechen. Wir sind mehr bei der Absicht unserer Bewegungen, weniger bei der Beobachtung.
ABER wir glauben zu wissen, wie wir uns bewegen. Das hat seine Anfänge in unserer Kultur.
In der Schule lernten wir, uns vor allem über die äußere Welt bewusst zu werden. Wie es in uns aussah, was sich da wie bewegte, wie wir uns bei all dem, was wir tun und lassen sollten, fühlten, und wie unser Körper darauf reagierte, das war weniger von Bedeutung. Wir mussten funktionieren. Damit dies möglich war, verdrängten wir auch Körperempfindungen und Bewegungsdrang. Daher haben wir eine große Unbewusstheit über die innere Welt unseres Körpers.
Andererseits ist es normal, dass wir den größten Teil des Tages und der Nacht nicht darüber nachdenken bzw. wahrnehmen, wie wir uns bewegen und halten, also vorwiegend unbewusst. Das ist nichts Schlechtes, denn sonst könnten wir unseren Alltag nicht bewältigen. D.h. aber auch, wir nehmen nicht wahr, wie wir uns unbewusst bewegen, da wir das in unserer Kultur eben nicht gelernt, sondern verdrängt haben.
Mit der Feldenkrais Methode kann ich Sie genau das lehren.
Sie lernen Ihre intramuskuläre und intermuskuläre Koordination, welche Sie unbewusst nutzen, durch den Körpersinn der Tiefensensibilität (Propriozeption) wahrzunehmen.
Sie bekommen Informationen aus dem Körperinneren über:
• die Lage oder Haltung der einzelnen Teile Ihres Körpers,
• in welchem Spannungszustand diese sind
• und wie sie sich zueinander bewegen (kinästhetisch).
Damit schaffen Sie am Anfang einer Feldenkrais-Stunde eine Vergleichsgröße im Sinne der Kybernetik der Bewegungssteuerung. Und während Sie über sehr kleine Bewegungen mit Teilen Ihres Muskel-Skelett-Systems spielen, kann sich in Ihrer Bewegungssteuerung in Ihrem Zentralnervensystem etwas verändern und/oder Ihnen etwas bewusst werden, was Sie verändern könnten. Die Vergleichsgröße des Anfangs ist meist verschieden von der vom Ende der Stunde. Durch deren Vergleich haben Sie immer auch Informationen über Ihren Veränderungsprozess. Fazit: Sie lernen bewusst wahrzunehmen, wie Sie sichnormalerweise unbewusst bewegen und verhalten UND zu verändern, sofern Sie das möchten.
Mit anderen Worten:
„Wenn Du weißt, was du tust, kannst Du tun, was du willst.“ Zitat von Moshe Feldenkrais
Selbstverständlich nutzen wir auch die anderen Körpersinne und kombinieren deren Informationen, um die propriozeptive Wahrnehmung zu trainieren. Z.B. die Videoanalyse kann durch den visuellen Sinn die kinästhetische Wahrnehmung (Bewegungssinn ist Teil der Tiefensensibilität) erhöhen.